Sprache als Schlüssel zur Integration

In Minden

„Wir leben in Deutschland, alle sprechen hier Deutsch.“

Bouzekri Belmiloudi ist Deutscher marokkanischer Herkunft.

Der 65 Jahre alte Marokkaner ist mit einer deutschen Frau verheiratet und Vater eines 19-jährigen Sohnes. 1983 kam er nach Deutschland und lernte die deutsche Sprache in Frankfurt. Derzeit arbeitet er als stellvertretender Vorsitzender des Tür-kischen Sportvereins Minden und Umgebung e.V. Er war 2006 als Trainer / Co-Trainer beim Frauen-Handball. Belmiloudi engagiert sich ehrenamtlich für Flüchtlinge, berät sie und hilft ihnen bei Behörden-angelegenheiten. Wir haben mit Herrn Bouzekri über die Integration der Flüchtlinge gesprochen.
Welche Tipps geben Sie den Menschen, die hier als Flüchtlinge sind, um sich in die Gesellschaft zu integrieren?

Herr Bouzekri:
Die Präsenz der Flücht-linge in einer fremden Gesellschaft, die nicht die gleiche Kultur, Sprache und Lebensführung teilt, das alles erzeugt eine mangelhafte Ko-mmunikation und Ver-ständigungsprobleme in der neuen Gesellschaft.





Die Sprachbarriere ist für die Verständigung mit diesen Menschen ein sehr schwer zu überwindendes Hindernis. Deswegen rate ich den Flüchtlingen, die deutsche Sprache zu lernen. Das vereinfacht das Zusammenleben, und man lernt die deutsche Kultur schnell kennen. Sie sollen sich an die deutsche Leitkultur anpassen und versuchen, viele Kontakte mit Deutschen zu knüpfen, denn sie möchten hier leben. Und als willkommener Gast in Deutschland sollte man unbedingt die deutsche Sprache lernen, um das Kultur –und Wertesystem besser zu verstehen. Zwar ist die deutsche Sprache eine komplizierte Sprache, aber ohne Sprache kann Integration nicht gelingen und Verständigungsprobleme können nicht überwunden werden.
Viele Flüchtlinge und Migranten reden miteinander an öffentlichen Orten nur in ihrer Muttersprache und besonders laut, dabei denken die Deutschen dann oft, dass sie sich streiten. Tatsächlich aber reden sie einfach nur so, wie sie es gewohnt sind. Dadurch entsteht auch die Angst vor Flüchtlingen bzw. Angst vor dem Unbekannten. Und sie sind skeptisch gegenüber diesem Verhalten. Wenn ich solche Verhaltensweisen sehe, versuche ich sie aufzuklären und sie zu ermutigen, sich in die Gesellschaft zu integrieren und aktiv teilzunehmen an gesellschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen Angelegenheiten.

Wie haben Sie die deutsche Sprache schnell gelernt?

Bouzekri Belmiloudi: Ich habe als erstes die deutsche Sprache schnell gelernt, um mehr von der deutschen Kultur zu lernen und aus mir etwas zu machen. Nach ungefähr drei Monaten konnte ich kleine Gespräche auf Deutsch führen, denn ich hatte den festen Willen, die Sprache zu lernen. Dank der Unterstützung meiner Familie, meiner Freunde, meiner Frau und meiner Nachbarschaft – alle waren unheimlich nett – hat das schnell geklappt. Das hat mich auch motiviert.
Ich hatte nur wenige Kontakte mit Arabern, als ich Deutsch lernte. Ich habe die deutsche Sprache gelernt, indem ich Zeitungsartikel las und die Wörter auf Arabisch übersetzte, und lese auch heute noch Bücher auf Deutsch, schaue deutsche Fernsehkanäle und habe viele Kontakte mit Deutschen. Das erleichtert das Lernen, denn wir alle leben in Deutschland, alle hier sprechen Deutsch.

Wie soll deine Stadt Minden in der Zukunft aussehen?

Minden ist eine wunderbare Stadt. Seit 26 Jahren lebe ich in Minden und fühle mich zu Hause. Ich hatte nie das Gefühl, ich wäre ein Ausländer oder ein Fremder. Und viele Mindener Bürger sind sehr engagiert für Flüchtlinge, das kann ich nur loben. Was ich mir noch wünsche, ist ein deutsch-arabischer Verein in Minden, der hilft, die Integration gemeinsam zu gestalten. Beispielsweise Theater mit Kindern und Jugendlichen mit Mi-grationshintergrund zu ermöglichen, warum nicht ein Theaterstück in beiden Sprachen aufführen. Oder es gibt arabisch-deutsche und arabische Restaurants und Geschäfte, die dem Kulturaustauch dienen. Oder dabei zu unterstützen, den Migranten die rechtlichen Rahmenbedingungen zu erklären, und Hürden beim Arbeits-marktzugang abzubauen.

Quelle: Arabische Zeitung Minden

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