Rezepte, die nach Heimat schmecken

In Bildung, Integration

Julia Wienert (21), Fidan Kalach (23) und Nadya A (22)
arbeiten an einem Kochbuch für Catering-Unternehmen, die Flüchtlingsunterkünfte beliefern.

Wie kann man Flüchtlingen die Zeit in einem Land erleichtern, in dem alles fremd ist?

Drei Oecotrophologie-Studentinnen der Hochschule haben eine Antwort auf diese Frage: Indem man ihnen ein Stück Heimat gibt. Besser gesagt, eine Portion Heimat. Julia Wienert, Fidan Kalach und Nadya Aweimer arbeiten an einer Rezeptsammlung für Catering-Unternehmen, die Flüchtlingsunterkünfte beliefern. Die Gerichte, die sie in die Sammlung aufnehmen, stammen aus dem arabischen Raum.
„Das Essen in den Unterkünften ist oft ungewohnt für die Menschen“, sagt Fidan Kalach. „Das bedeutet nicht, dass es schlecht ist“, betont sie. Es sei gutes Essen, bei dem auch auf die Speisevorschriften für Muslime geachtet werde. „Die Leute essen es auch. Aber ihnen fehlt das Essen aus der Heimat.“ Das bestätigt eine Umfrage, die die Drei in Münsters Flüchtlingsunterkünften gemacht haben. „Wir haben 80 Familien gefragt: Was würdet ihr gern essen und was vermisst ihr am meisten?“, erklärt Julia. Auf der Grundlage dieser Umfrage suchten sie die Rezepte. Ein Bulgur-Salat zum Beispiel, gefüllte Paprika oder Sesambrot, gefüllt mit Feta-Käse.
„Fidan und ich kennen viele dieser Gerichte von zuhause“, sagt Nadya. Sie stammt aus Palästina, Fidan ist Kurdin mit Wurzeln in Syrien. Das Problem: Gekocht wird daheim meist aus dem Gedächtnis – Mengenangaben gibt es keine. Also kochen sie die Gerichte in der Laborküche des Fachbereichs Oecotrophologie • Facility Management nach.
Sie probieren aus, notieren die Mengenangaben und machen Fotos von den entstandenen Speisen. Notiert werden auch Zusatzinformationen: Was kostet ein Gericht? Wo kann man Zutaten beziehen, die es nicht in jedem Supermarkt gibt? Das soll den Catering-Unternehmen die Arbeit erleichtern.
Ende März wollen sie mit der Sammlung von insgesamt 13 Rezepten fertig sein und sie den Unternehmen anbieten. Für die drei Studentinnen ist die Aktion auch eine Projektarbeit, für die sie am Ende Leistungspunkte bekommen. „Aber es ist viel mehr als das“, sagt Fidan. „Es ist eine Arbeit, die am Ende auch etwas bewirken kann.“
Von Moritz Schäfer

Bild: FH Münster

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