Integration durch Bildung. Bildung auf Arabisch!

In Integration

Politik in arabischen Ländern und religiöse Diskussionen bleiben ausdrücklich außen vor. Dafür werden kritische Themen wie Abzocke auf dem Wohnungsmarkt oder von Übersetzenden gegenüber Geflüchteten aufgegriffen.

Denn Mohamed Boulouh, ehrenamtlicher Verleger und Chefredakteur in einer Person, glaubt an Transparenz und Neutralität. „Integration durch Bildung in Münster“ ist das Ziel.
So informiert die Zeitschrift etwa über Begegnungen der Kulturen wie den Besuch von Muslimen in einer Synagoge oder erklärt deutsche Feiertage. „Munister“ schreibt aber auch, wo es kostenfreie Hilfe gibt oder mehrsprachige Informationen, besonders für geflüchtete Menschen.

Wie kamen Sie auf die Idee der Zeitung?

Mohamed Boulouh: „Ich bin Grund- und Hauptschullehrer für Arabisch und islamische Religion in Münster. Wir haben hier eine große arabische Gemeinde. Doch zu den Elternabenden kamen nie die Eltern der arabischen Kinder, da sie die Sprache nicht verstanden.
Da kam ich auf die Idee, die Infos für Eltern ins Arabische zu übersetzen und sozusagen eine kleine „Schüler-/ Elternzeitung“ in Arabisch und Deutsch zu starten.“




Wie fing es an?

MB: „In der ersten Ausgabe am 14. April 2013 habe ich das deutsche Schulsystem erklärt, da es in arabischen Ländern nicht so viele Schulformen gibt. Ich habe auch die Briefe der Lehrer an die Eltern übersetzt. Dadurch haben erstmals auch die Mütter Informationen erhalten. Denn in arabischen Kulturen ist es üblich, dass sich Mütter als auch Väter um das Thema Schule kümmern. Schon diese erste Ausgabe machte das Kommunale Integrationszentrum auf mich aufmerksam, das mich seither auch mit Mitteln aus KOMM-AN NRW unterstützt.“

Wie genau werden Sie unterstützt?

MB: „Das ganze KI-Team informiert mich über Veranstaltungen im Bereich Integration und Bildung, lädt mich dazu ein, hilft mir bei der Finanzierung, beim Lektorat und dem Verteilen der Zeitung und bei der Website – ohne das großartige KI Münster gäbe es diese Zeitung nicht.“

Was sagt das Publikum?

MB: „In jüngster Zeit bekomme ich sehr viele Dankesmails aus der deutschen Leserschaft. Sie informieren sich mit „Munister“, was die arabische Gemeinde denkt und interessiert, welche Themen wichtig sind, wie die arabische Gemeinde die Integrationsaktivitäten der Deutschen beurteilt.“

Wird Munister auch von arabischen Frauen gelesen?

MB: „Von vielen ara-bischen Frauen, die als Hausfrauen oft nicht gut Deutsch können, höre ich, dass sie über meine Zeitung erstmals die Infos bekommen, die für sie wichtig sind und die ihnen bisher schlicht nicht zugänglich waren. Interessanterweise lesen viele türkische oder bosnische Frauen dann die deutschen Artikel in der Zeitung oder im Internet. Ganz wichtig ist, wie sich herausgestellt hat, die Erklärung des deutschen Hilfesystems für Frauen. So veröffentlicht Munister Notfallnummern, bei denen man auch mehrsprachig Beratung und Hilfe erhält – zum Beispiel bei ungewollter Schwangerschaft oder häuslicher Gewalt.
Die Beschäftigung mit Frauenrechten wird in der arabischen Gemeinde sicher sehr kritisch gesehen. Doch für mich heißt Integration auch Zugang zu allen Informationen.
Wir müssen die deutsche Gesellschaft als Ganzes akzeptieren. „Munister“ will gerade auch die arabischsprachigen Frauen mitnehmen.“

Wie kommen Sie an Ihre Themen?

MB: „Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu allen Verlagen und Zeitungen der Region, zum Presseamt Münster, zu den Behörden, zum Theater, zu Veranstaltern. Oft stellen sie mir deutsche Texte zur Verfügung, damit ich sie übersetzen und in der Zeitung abdrucken kann. Meist gestatten sie mir auch, die Fotos zu veröffentlichen.“

Was können Sie denen sagen, die ein ähnliches Projekt machen wollen?

MB: „Inzwischen erhalte ich immer mehr solcher Anfragen von Kommunen. Ich sage ihnen dann, dass „Munister“ eine „One-man-Show“ ist: Ich bekomme ausschließlich einen Zuschuss für den Druck und die Verteilung. Ich bin Lehrer, also von Haus aus kein Journalist und auch kein Grafiker – aber es gibt wunderbare Informationsvideos und Tutorials im Internet.

Manchmal hätte ich gerne ein Team, dann könnte die Zeitung monatlich erscheinen oder sogar im ganzen Münsterland.
Als Chefredakteur bin ich verantwortlich für den Inhalt und seine Folgen, aber vor allem: Ich dulde prinzipiell keine Ideologie. Das erkläre ich allen, die bei mir anfragen.“

KOMM-AN NRW Dokumentation 2017/2018

 

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