
Gespräch mit zwei syrischen Flüchtlingen: Herr Omar Azadin (39) ist Maschinenbauingenieur und Herr Mustafa Alsheikh Saleh (49) ist Jurist. Beide teilen das gleiche Schicksal. Beide flohen vor dem Krieg und im September 2015 kamen sie nach Deutschland, von Bielefeld nach Minden. Die Stadt Minden betrachten sie als ihre neue Heimat: Herr Omar Azadin und Herr Mustafa Alsheikh Saleh gemeinsam mit Flüchtlingshelfern.
Omar hat in Syrien als Maschinenbauingenieur zwölf Jahre bei einer Ölfirma gearbeitet. Für ihn war gleich bei seiner Ankunft in Deutschland das Erlernen der deutschen Sprache sehr wichtig: innerhalb von vier Monaten konnte er die Sprachprüfung für den Sprachkurs B1 erfolgreich ablegen. Anschließend absolvierte er ein dreimonatiges Praktikum bei der Firma Minda: „Die Firma war sehr zufrieden mit mir und möchte, dass ich noch einen Kurs vor dem Beruf mache, das dauert zwei Monate. Danach bekomme ich einen Arbeitsplatz in der Firma“ schildert Herr Omar seine Zukunftspläne. Er möchte etwas zurückgeben, auch er hat große Hilfe hier in Minden erfahren. Deshalb engagiert er sich bei der Caritas ehrenamtlich in der Fahrradwerkstatt und hilft syrischen Flüchtlingsfamilien beim Übersetzen für Schulen und Behörden.
Bei seiner Ankunft in Minden erging es ihm nicht anders, sagt sein Freund Herr Mustafa Alsheikh Saleh. Die große Dankbarkeit gegenüber den Mindenern überwältigt einen und es fällt schwer etwas zu sagen, wenn auch er erzählt, dass auch er etwas zurückgeben möchte und bei der Mindener Tafel ehrenamtlich aushilft. „Hier habe ich gute Freunde gefunden, nett, ehrlich und freundlich “, sagt Herr Mustafa Alsheikh Saleh noch.
Neben all dieser Dankbarkeit gegenüber dem Gastland Deutschland und den Mindenern ist auch ihre Sorge groß. Denn ein Leben ohne Familie für die beiden ist schwer. Auch der Krieg in Syrien bestimmt das Leben hier in Minden noch, er ist fern und doch so nah. Herr Alsheikh Saleh denkt immer an seinen gestorbenen Sohn (9), der bei einem Luftangriff starb als sein Haus von einer Bombe getroffen und zerstört wurde. Omars Töchter leben, sie sind aber krank, fragen ständig nach ihm, aber er kann ihnen nicht helfen. Sie sind nicht bei ihm und das macht ihn fertig, sagt er mit leiser Stimme. Einen Augenblick wird es still, absolutes Schweigen bestimmt die Atmosphäre, man spürt die Ohnmacht und dann sagt Saleh „ Wir danken unseren Betreuern, die uns trösten und uns neue Hoffnung geben, aber das hilft nur kurz.“ und fährt nach einer kurzen Pause fort „Meine Frau fragt mich ständig: Wann gibt es endlich eine Lösung, wann kommen wir wieder zusammen?“ Dann ist es wieder still und alle schweigen, niemand sagt etwas. Bis es unvermittelt aus einem der beiden noch einmal herausbricht: „Wir denken an nichts anderes als an unsere Familien. Dass wir sie wiedersehen können und wieder zusammenkommen. Hier in Minden.“ Dann ist es wieder still, niemand sagt etwas, wir schweigen wieder gemeinsam.
Bild: Müller Detlef Text: Zeitung Minden( Arabische Zeitung)